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Am 11. Juli treffen Stevie, Dieter und Lucky bei mir in Tünsdorf ein. Da ich am nächsten Tag noch einen kurzfristigen Sondereinsatz in der
Firma habe, kann ich die beiden nicht gleich begleiten. Wir disponieren kurzfristig ein wenig um, so kommt Stevie noch in den Genuß
ein paar Schönheiten von meiner Heimat zu sehen. Nach der Rundfahrt sitzen wir noch gemütlich zusammen.
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12.07.2001
5. Etappe/Mannschaftszeitfahren
Verdun nach Bar-le-Duc
67 km
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Foto: Stevie Kupner
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Früh um 5 Uhr fahre ich mit fertig gepacktem Auto zur Arbeit; die beiden starten nach dem Frühstück zur Tour. Eine Stunde früher als geplant
starte ich um 11 Uhr von Homburg/Saar in Richtung Commercy, wo ich um 13:30 Uhr eintreffe. Je näher ich aber zum Ziel kam, um so schlechter wurde das Wetter.
Der Treffpunkt ist noch ein paar Kilometer weiter.
Nach der Parkplatzsuche im Ort Rumont laufe ich noch einen Kilometer zur Strecke. Die ersten Minuten der Werbekaravane verpasse ich zwar, aber die werde ich die nächsten
Tage nochmal sehen. Nur wo sind Dieter, Stevie und Lucky? Ich gehe von der Hälfte des Berges aus zuerst nach oben, aber von den dreien keiner
zu sehen. Als die Werbekarawane durch ist, gehe ich durch das dichte Zuschauerspalier den Berg hinunter und fast am Fuße des Berges sehe ich
die Freunde stehen. Mittlerweile hat es einen heftigen Schauer gegeben. Aber noch vor Eintreffen des ersten Teams läßt der Regen ein wenig nach.
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Foto: Dieter Pinell
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Nachdem die alle Teams durch sind, verabschiedet sich Stevie von uns. Er fährt wieder nach Hause, weil er einen wichtigen Termin hat. Dieter und ich verabreden uns
an dem gegenüberliegenden Ortsende. So bleibt mir noch genügend Zeit, die nass gewordenen Kleider zu wechseln. Nach fast einer Stunde ist er da und wir können in
Richtung Commercy starten. Dort werden im Einkaufsmarkt die Vorräte aufgefrischt.
Von dort fahren wir genau die 153 km Strecke ab, die die Tour am nächsten Tag nehmen wird. Über Berg und Tal auf Haupt- und Nebenstraßen, durch viele Städte und Ortschaften
führt uns der Weg. Eine Karte brauchen wir nicht, denn die Tour ist ja einen Tag zuvor exzellent ausgeschildert. :-)) Nach 2,5 Stunden im Regen erreichen wir noch
bei Tageslicht unser Ziel: den
Col du Donon.
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Foto: Dieter Pinell
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Kurz vor der Paßhöhe suchen wir uns auf einem Parkplatz einen recht ebenen Platz zum Verweilen, der nicht zu weit von der Strecke wegliegt. Die besten Plätze waren
natürlich schon seit Stunden weg. Der Regen hatte unterwegs aufgehört, so daß wir beim Aufbauen nicht wieder naß wurden. Der Pavillon wurde zwischen die beiden Autos
eingebaut und festgebunden. So hatte der Wind keine Chance, ihn wegzuwehen. Was zu unserer Ausrüstung gehörte wurde aufgebaut. Inmitten von Wohnmobilen waren wir
schon ein Farbtupfer. :-)) Aber seid doch mal ehrlich: Ein Pavillon, Hund, Tisch, Stühle, Grill, Kühlboxen, Kiste Bier und ein
Fernseher ist doch nicht soviel besonderes?
Den ganzen Abend und in der Nacht kommen immer wieder Autos und Wohnmobile vorbei, die auf dem doch nun vollen Platz eine Lücke suchen. Aber sonst ist aufgrund des
Wetters nicht viel los. Wir sitzen windgeschützt unterm Pavillon und genießen Gegrilltes und Bier. Die Anderen auf dem Platz liegen oder sitzen jeder für sich in
den Wohnmobilen.
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13.07.2001
6. Etappe
Commercy nach Strasbourg
211,5 km
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Foto: Dieter Pinell
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Am Morgen nehme ich mir Lucky und mache mit ihm einen ausgedehnten Spaziergang auf die andere Seite der Paßhöhe. Dort herrscht gegenüber unserem Parkplatz
mittlerweile das Chaos. Der angrenzende Wald ist voller Zelte, die Wiesen voller Autos. Auch die Straße vom Col in Richtung Saarebourg ist kilometerweit zugeparkt. Und
das morgens um 8 Uhr. Gegen 9 bin ich zurück und mache ich Dieter wach, weil ich dann doch gerne bald frühstücken möchte. Der Parkplatz füllt sich ebenso mit Leben.
Nach dem Frühstück beginne ich, Fernsehprogramme zu suchen und die Antenne zu richten. Von einigen hieß es, hier gäbe es keinen Empfang, sie haben sie selbst schon
vergeblich gesucht und aufgegeben. Aber ich habe ja erstens noch viel Zeit und Geduld und zum anderen einen SW-Fernseher, der nicht soviel Bildsignal braucht, wie ein
Farbfernseher.
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Foto: französisches Fernsehen??
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Während sich bereits Menschenmassen an der Strecke ihren besten Platz zum Anfeuern suchen, sehen wir in die Röhre. Immerhin zeigt die ARD die Etappe heute in ganzer
Länge und wir sind bestens informiert. Kopfschüttelnd zeihen einige Zuschauer vorbei, andere bleiben stehen und fragen, ob sie zuschauen dürfen. Ein Team vom
französischen Fernsehen wird ebenfalls auf uns aufmerksam und nimmt auch einige Einstellungen auf und interviewt uns auch. Ob sie dieses Interview aber gesendet haben, weiß
nicht. Nachher wird das Team wieder auftauchen und sich gar vor den Fernseher knieen und diesen kleinen Fernseher incl. Bild mit ihrer Kamera aufnehmen. Inzwischen wird ein
Mittagsmahl genommen. Erst als die Werbekaravane vorbeikommt, verstauen wir alles Wertvolle im Auto und wechseln die paar Meter zur Strecke. Die Stimmung an der
Strecke ist klasse. Die ersten Fahrer fahren mit Vorsprung an uns vorbei, das spätere Feld ist an der Steigung weit auseinandergefallen. Aber jeder Fahrer wird
angefeuert und hinaufgebrüllt. Und wieder ist der Spuk viel zu schnell vorbei. Zu bemerken sei noch, daß die Sonne schien, während die Tour den Col passierte.
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Foto: Dieter Pinell
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Nun drängt alles und jeder auf die Straße und vom Berg hinunter. Wir aber bauen alles wieder auf. Immerhin können wir den Rest der Etappe bis Strasbourg im TV
miterleben. Während nebenan die Autos cm für cm voranschleichen, wenn sie überhaupt vorankommen, füllt sich erst unser Pavillon und dann auch noch der Platz davor.
Als ich so 10 km vor dem Ziel begann, die Verspannung Pavillon-Auto zu lösen, kam ich gegen das Antennenkabel, welches sich sodann von der Antenne löste. War das
ein "Oooooohhhhhh", das mir entgegenschallte. Schnell knüppelte ich das Antennenkabel wieder an seinen Platz und rührte nichts mehr an, bis die Etappe
im Ziel war. Waren doch immerhin von Dieter 30 verweilende Zuschauer an unserem Fernseher gezählt worden... :-))
1.5 Stunden nach der Tour haben wir nun auch alles wieder gemütlichst eingeräumt und reihten unsere Autos ebenfalls in die Schlange. Bis zum Tal nach Schirmeck
benötigten wir noch eine weitere Stunde. Der nächste Einkauf stand an. Danach erreichten wir dann doch recht zügig unser nächstes Ziel. Am Col du Bonhomme nahm
das Aufkommen von parkenden und noch suchenden Autos wieder stark zu.
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Foto: Dieter Pinell
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Hier ist aber kein schöner Platz zum Anfeuern, so fahren wir weiter zum
Col du Calvaire, der auf der morgigen Etappe den höchsten Punkt sein wird. Langsam geht es bis oben zur Paßhöhe hinauf, wo jetzt
schon wirklich jeder Platz vergeben ist. Also wieder zurück. 300 m unterhalb der Paßhöhe bitten wir unsere späteren deutschen Nachbarn, ihre Autos so umzuparken,
daß für unsere beiden noch Platz ist. Wir stehen mit dem Autos direkt am Hang, aber immerhin so neben der engen Straße, daß sie nicht stören.
Die Nachbarn haben ihren Pavillon vor ihrem Auto aufgebaut und sind schon fertig eingerichtet. Wir beide schlagen unser Lager auf der anderen Straßenseite auf. Etwa
einen Meter über der Straße, schief und im Wald. Aber die Sicht ist Klasse. Wieder wird gegrillt, getrunken und dem Treiben zugeschaut. Dieter schlägt sein Zelt im
Hang unterhalb der Straße auf. Es wird windiger und es regnet wieder. Die üblichen Pinseleien auf der Straße haben wenig Erfolg, die Farbe läuft die Straße hinunter.
Und dann hat auch noch der letzte erwartete Gast seinen Besuch kurzfristig per Handy abgesagt.
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14.07.2001
7. Etappe
Strasbourg nach Colmar
162,5 km
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Foto: Dieter Pinell
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Als ich gegen 6 Uhr vom stürmischen Wind wach werde, sehe ich den Pavillon der Nachbarn nicht mehr. Schnell und hellwach schaue ich nach unserem, aber er steht noch
so da, wie wir ihn abends an den Bäumen festgebunden hatten. Später stellt es sich heraus, daß die Nachbarn morgens um 5 Uhr die windische Schlacht verloren hatten
und der Pavillon deshalb als Häufchen Elend und verborgenen Einzelteilen neben der Straße liegt. Ich bot ihnen beim morgentlichen Einrichten unseres Pavillons an,
zu mir rüber zu kommen und bei mir im Trockenen zu frühstücken. Nach einiger Beratung der Nachbarn untereinander meinten sie aber, sie möchten das Angebot tauschen
mit der Berechtigung, später bei der TV-Übertragung in erster Reihe stehen zu dürfen. :-)))
Und womit ich wieder beim Thema bin. Da wir uns hier viel näher an Deutschland befinden, gibt es überhaupt keine Probleme, alle deutchen Programme reinzukriegen.
Dieter mußte nur die Autobatterie ausbauen und in den Wald rüberbringen. Ein Kabel wollten wir nun doch nicht über die Straße spannen oder legen...
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Foto: Dieter Pinell
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Der Vormittag ist trotz der Witterung sehr kurzweilig. Der Zuschauerstrom ist immens, da diese Etappe erstens nahe an Deutschland liegt und dann ist hier in
Frankreich heute dazu noch Nationalfeiertag. Auch sehr viele Radfahrer sind unterwegs. Wir belustigen das Volk dabei, indem unsere Rasseln im Takt der
Tretkurbel mitdreht. Wegen der Rassel meldet sich dann auch noch Lucky zu Wort und feuert so alle Radfahrer mit lautstarkem Gebell mit an. Den ersten Auflauf
erzeugen wir aber mit unserem Fernseher, als wir zwischenzeitlich dem Radsport fremdgehen und das Warm-Up der Formel 1 aus Silverstone anschauen. Nachdem
die Etappe in Strasbourg losging, waren wir mit dem TV sogar mal schuld, daß Fahrzeuge der Tour aus der Vorhut erst vorbeifahren konnten, als die Straße
freigeräumt war. So sahen wir die Tour auf uns zukommen. Über die ersten 3 Berge live und dann kam auch schon bei uns die Werbekaravane vorbei. In dieser Zeit
lief übrigens die Entscheidung in der Formel 1. Danach war das TV aber nur noch Nebensache.
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Foto: Dieter Pinell
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Mit Blick auf den in 4 km Luftlinie einzusehenden Col du Bonhomme war nun Live-Bild gefragt. Die Stimmung war top. Dieter meint, daß er aus seinem
Auto heraus mehr aufs Foto bekommt. Er verläßt den Pavillon und begibt sich zum Auto gegenüber. Er kurbelt das Sonnendach auf und testet mit einem Satz zum einem
die Belastung des Daches und die Stoßdämpfer. Unter lautem Gelächter der Zuschauer schwingt sich das Auto ein.
Lange konnte man erst die 5 Ausreißer über den Bergkamm in unsere Richtung fahren sehen, 5 Minuten später dann
das Peleton und der Rest des Tourtrosses. Eine wunderbare Aussicht! So 1,5 Kilometer vor dem Schlußanstieg hier verschlang der Berg und der Wald die Radfahrer
bzw. die Sicht auf sie. Erst 250m vor uns tauchten sie aus dem dunklen Wald wieder auf, um dann die letzten Höhenmeter zurückzulegen. Mit was für einem Tempo
sie hier nach bereits 123 zurückgelegten Kilometern in den Beinen hinaufstürmten. Beeindruckend! Die Stimmung steigt, als die Franzosen ihren Jalabert und einen
weiteren Franzosen (D. Roux) mit in der Spitzengruppe erspähen und sie so fast den Berg hinauftragen. Auch Jens Voigt ist mit dabei. Das Feld wird angeführt von
Halgand, Vinokourov, Ulrich, Armstrong und Sevilla. Es dauert lange, bis man hier wieder sein eigenes Wort versteht.
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Foto: Dieter Pinell
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In wenigen Minuten aber verwandelt sich der Berg in eine riesige Autoschlange. Die einen wollen übern Berg, die anderen Richtung Col du Bonhomme hinab. Und bereits
nach wenigen Augenblicken geht gar nichts mehr... Wir haben unterdessen wieder das TV eingeschaltet und tun somit wieder das unsere dazu, daß dier Straße blockiert
ist. Immerhin gibt es noch 40 km der Etappe bis ins Ziel zu sehen. Dieter macht dazwischen dann auch noch seine Späßchen mit dem Publikum. Erst verkündet er, daß
nun Schluß sei mit der Übertragung, weil die Batterie leer ist, dann verlangt er Eintritt und dreht kurzerhand das Fernsehen herum. :-))) Als er dann verkündet, es
interessiere uns nicht, daß wahrscheinlich ein Franzose gewinnt und wir jetzt einpacken.. Oh weiha!! Natürlich alles nur scherzhaft gemeint! Zusammen bejubeln dann
alle den Etappensieg des Franzosen Jalabert und das gelbe Trikot von Jens Voigt. Und wieder ist Stimmung am Berg! Hupkonzert ist angesagt.
Nach diesem tollen Erlebnis widmen wir uns dann wieder den wichtigen Dingen zu. Der Grill wird angeworfen und das Mahl wird bereitet. Wir haben noch viel Zeit.
Unten auf dem Bergkamm sehen wir ja die kilometerlange Schlange stehen und solange sich die nicht bewegt, brauchen wir ja nicht aufzuschließen.
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Foto: Dieter Pinell
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Die Nachbarn wollen aufbrechen. Bei dem Parkmanöver gestern haben sie ihren tiefgelegten BWM leider aufgesetzt, was im beladenen Zustand nun fast fatale Folgen
hatte. Wir helfen ihnen dabei, daß der BMW beim Herausfahren aus dem Graben nicht seitlich abrutscht und den Hang hinunterkullert. Bei der Gelegenheit erspähen
wir eine herannahende Regenfront und beschließen, dann doch zügigst zusammenzupacken, damit die Sachen und der Pavillon einigermaßen abgetrocknet ins Auto kommen.
Nachdem Dieter seine Batterie eingebaut und die Autos geladen sind, machen wir uns auf den Heimweg. 2,5 Stunden nach der Tour stehen wir noch immer in einer Schlange.
Am Col du Bonhomme trennen sich dann endlich unsere Wege. Mein Weg über St. Die nach Nancy lag scheinbar überhaupt nicht in Fluchtrichtung der Zuschauer. In Höhe
Nancy riss gar der Himmel auf und ich mußte mit Sonnenbrille nach Hause fahren. Gegen 22 Uhr war dann das Tourwochenende für dieses Jahr vorbei. Dieter hingegen
hatte Pech und staute noch kilometerweit und mußte später auf der deutschen Autobahn in strömendem Regen fahren, so daß er erst gegen 1:30 Uhr in der Früh zu
Hause eintraf.
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